scout-Serie: Smarte Kindheit

Netflix, Prime Video & Co: Erst sichern, dann starten

Symbolbild: Ein kleines Mädchen sitzt zwischen Spielsachen und einem großen Teddybär und beschäftigit sich mit einem Tablet.
Foto: Daniel Zube

Video-Streaming wird immer beliebter - auch bei Familien mit Kindern. Doch wie funktioniert der Jugendschutz bei Netflix, Prime Video oder auch Disney+?

Zu jeder Tages- und Nachtzeit Filme abrufen, mehrere Serienfolgen am Stück sehen - Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime Video machen das möglich. 83 % der Familien in Deutschland haben inzwischen Zugang zu einem solchen Dienst. Das hat der Medienpädagogische Forschungsverband Südwest (mpfs) in seiner aktuellen Studie (JIM-Studie 2021) herausgefunden.

Video-Streaming funktioniert über das Internet. Ansehen kann man die Inhalte am Computer, auf Smartphones, Tablets, Smart-TVs und auch einigen Spielekonsolen.

Die Anbieter haben Filme und Serien für Erwachsene, aber auch für Kinder und Jugendliche im Programm. Wie sorgen sie dabei für den Jugendschutz? Die Antwort lautet in allen Fällen: Indem sie auf die Eltern vertrauen.

Ohne die Eltern geht es nicht!

Eltern müssen bei allen Anbietern selbst aktiv werden und sich um die Jugendschutz-Einstellungen kümmern. Wir zeigen, welche Möglichkeiten die drei bekanntesten Dienste - Netflix, Amazon Prime Video und Disney+ – bieten.

Das gilt für alle Anbieter:

Der Abschluss eines Abos ist Elternsache. Denn bei diesem Vorgang richten sie ein Nutzerkonto ein und legen dafür ein Passwort fest. Das Passwort dient dazu, sich beim Streamingdienst einzuloggen. Es wird aber auch oft abgefragt, wenn die Jugendschutzeinstellungen angepasst werden sollen.

Bei allen Anbietern lassen sich für alle Familienmitglieder eigene Nutzerprofile einrichten. In den Profilen kann man dann unterschiedliche Einstellungen festlegen - zum Beispiel die Filmauswahl auf Filme einer bestimmten Alterseinstufung beschränken.

Bei der Erstellung eines Profils kann man anklicken, dass es sich um ein Kinderprofil handelt. Dann wird das Angebot automatisch auf Kinderfilme und -serien mit den Freigaben „ab 0“ und „ab 6“ beschränkt.

Damit ist es jedoch nicht getan. Um den Jugendschutz abzusichern, sind weitere Maßnahmen nötig. Und die unterscheiden sich von Fall zu Fall.

So wird der Jugendschutz abgesichert:

Netflix

Schritt 1: Profile mit individuellen Altersbeschränkungen

Die Eltern geben für jedes Profil die Altersstufe des jeweiligen Nutzers an. Dann sind dort nur noch Filme zu sehen, die für die gewählte Altersstufe geeignet sind.

Schritt 2: Profilsperren

Für alle Profile mit höheren Altersfreigaben wird eine Sperre eingerichtet. Als Schlüssel für das Profil wird eine Zahlenkombination (PIN) festgelegt. Wer die jeweilige PIN nicht kennt, kann das Profil nicht öffnen.

Profilsperren verhindern, dass Kinder auf Profile mit höheren Altersfreigaben wechseln und dort schädliche Inhalte sehen. Sie sind der entscheidende Schritt für den Jugendschutz.

Ergänzende Maßnahmen:

Diese Einstellung im Elternprofil sichert den Jugendschutz zusätzlich ab:

  • Abfrage der Eltern-PIN, wenn ein neues Profil angelegt werden soll. So wird verhindert, dass Kinder auf eigene Faust neue Profile einrichten, die keine Altersbeschränkung haben.

In allen Profilen können Eltern außerdem

  • einzelne Titel sperren.
  • das automatische Abspielen der jeweils nächsten Serienfolge (Autoplay-Funktion) verhindern.
  • das automatische Abspielen von Vorschau-Videos (Trailern) auf den Startseiten der Profile unterbinden.
Amazon Prime Video

Bei Prime Video wird nur zwischen Erwachsenen-Profilen (ohne Altersbeschränkung) und Kinderprofilen (Beschränkung auf Kinderfilme ab 0 und ab 6 Jahren) unterschieden. Käufe von Filmen und Serien sind in Kinderprofilen automatisch deaktiviert.

Profilsperren sind bei Prime Video nicht vorgesehen. Kinder können ohne weiteres auf die Profile der Eltern wechseln.

Video-PIN statt Profilsperre

Der Jugendschutz wird stattdessen per Video-PIN geregelt. Dazu müssen Eltern in ihren Kontoeinstellungen den Menüpunkt „Kindersicherung“ ansteuern. Dort können sie

  • eine PIN für das Abspielen von Videos festlegen.
  • einstellen, ab welcher Altersfreigabe eines Videos die PIN abgefragt wird.

  • zusätzlich auch festlegen, dass die PIN generell vor dem Kauf von Filmen und Serien abgefragt wird.

  • festlegen, für welche Wiedergabe-Geräte die Kindersicherung gelten soll. Dies funktioniert jedoch nicht für alle Geräte. Nutzt man sogenannte „Fire-Geräte“ oder die „Xbox One“, müssen die Beschränkungen direkt auf diesen Geräten eingestellt werden.

Ist die Kindersicherung eingerichtet, gilt sie für alle Profile. Filme mit höheren Freigaben müssen dann auch in den Elternprofilen mit der Video-PIN freigeschaltet werden. So wird verhindert, dass Kinder auf den Erwachsenenprofilen ungeeignete Inhalte ansehen.

Disney+

Bei Disney denken die meisten an Familien- und Kinderfilme. Disney+ bietet aber auch Filme und Serien, die für Kinder nicht geeignet sind. Eltern müssen also auch bei diesem Anbieter Schutzeinstellungen vornehmen.

Dazu richten sie wie bei Netflix für alle Familienmitglieder eigene Profile mit den jeweils zutreffenden Altersbeschränkungen ein. Profile mit höheren Altersfreigaben werden mit einer PIN gesichert. Außerdem lässt sich in allen Profilen die Autoplay-Funktion und das automatische Abspielen von Trailern deaktivieren.

Melden sich Eltern nach Abschluss des Abos erstmalig an, müssen sie zunächst ihr eigenes Profil einrichten. Dabei können sie die Altersbeschränkung für ihr Profil von der Standardeinstellung „12 Jahre“ auf 18 Jahre (ohne Altersbeschränkung) hochsetzen und eine PIN festlegen.

Anschließend können sie Profile für weitere Familienmitglieder einrichten, die jeweilige Altersbeschränkung festlegen und, wenn nötig, eine PIN festlegen.

Für Kinderprofile können Eltern außerdem eine zusätzliche Sicherung aktivieren. Dann kann das Kind sein Profil nur verlassen, wenn es zuvor eine kleine Aufgabe löst (ausgeschriebene Zahlen als Ziffern eingeben). Diese Sicherung wirkt aber nur bei Kindern, die noch nicht lesen können und nur, wenn sie die Schaltfläche „Kinderprofil verlassen“ anklicken. Am PC können sie trotz dieser Sicherung mit dem Rückwärts-Pfeil des Browsers zur Profilauswahl zurückkehren. Profile mit höheren Altersfreigaben sollten daher zur Sicherheit immer mit einer PIN gesichert werden.

Fazit:

Eltern sollten genau überlegen, welche Jugendschutz-Einstellungen für ihre Familie sinnvoll sind. Besonders wichtig ist die Vergabe von PINs – je nach Anbieter für Profile oder für Videos mit höheren Altersfreigaben. Es lohnt sich, die Einstellungen sorgfältig vorzunehmen und sie von Zeit zu Zeit anzupassen.

Hinweise und Erläuterungen dazu bieten die Hilfeseiten der Anbieter. Ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen, auch zu anderen Anbietern, gibt es hier:

Einen hundertprozentigen Schutz kann jedoch auch das beste System nicht bieten. Eltern sollten sich daher über die Filme informieren, die ihre Kinder sehen, mit ihnen darüber sprechen und besonders mit jüngeren Kindern auch gemeinsam schauen.



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