Klartext

Abschalten!

Neulich, beim Abendessen mit einer befreundeten Familie, herrschte die Mutter plötzlich ihren 13-Jährigen an: „Steck jetzt das verdammte Handy sofort weg. Sonst lege ich es in die Mikrowelle!“ Dann gab’s Nachtisch.

Ausbrüche wie dieser zeigen, unter welchem Druck Familien stehen.

Nicht nur Kinder und Jugendliche kämpfen um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern, die selbst ständig am Handy kleben. Auch die Eltern suchen nach einer Online-Lücke bei ihren Kindern.

Die Lösung: Kollektives Abschalten! Beim gemeinsamen Essen müssen Online-Freunde oder Kollegenanfragen in WhatsApp-Gruppen sowie drängende Neuigkeiten auf Instagram und Twitter dann ganz einfach draußen bleiben.

Ist das zu viel verlangt?

Täglich einmal alles, was funkt und empfängt, was piept und vibriert, richtig abschalten – das würde vielen Familien sehr viel Druck nehmen. Wenn Eltern ihr Handy weglegen und auf Flugmodus stellen, dann heißt das: „Ich bin jetzt ungeteilt für Dich da. Du stehst nun für mich an erster Stelle.“

Genau diese volle Aufmerksamkeit wünschen sich Kinder von ihren Eltern. Und natürlich umgekehrt (siehe oben).

Man merkt dann schnell: Kinder verzichten sogar gerne auf Bildschirm-Spaß, wenn’s lustige Alternativen gibt: Gespräche, gemeinsames Kochen, ein kleiner Fahrradausflug, Vorlesen oder zusammen spielen.

Es gibt viele Möglichkeiten, auch mal ohne Medien die Langeweile zu vertreiben. Man muss nur damit anfangen.

Helmut Schmidt forderte schon vor 40 Jahren: „Wir müssen insgesamt mehr Souveränität im Umgang mit der modernen Technik erlernen. Es geht darum, mehr miteinander zu reden, mehr miteinander zu tun, überhaupt mehr miteinander zu leben. Es geht um eine vernünftige, mitmenschliche Alternative zum Dauerfernsehen.“

Das passt auch heute noch. Wenn man „Dauerfernsehen“ durch „dauernd online“ ersetzt. Heute lachen wir bei der Vorstellung eines fernsehfreien Tages in der Woche, den Schmidt damals im Deutschen Bundestag vorschlug. Ihr Medienkompetenz-Magazin scout ist da viel bescheidener: Wir plädieren nur für eine Stunde Medienfreiheit in jeder Familie täglich. Probieren Sie das doch einfach mal aus!