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Klar und ohne Widerruf

Die Medienpädagogin Dr. Maren Risch spricht im Kurzinterview über Regeln für Kleinkinder im Umgang mit Medien. Außerdem finden Sie hier: Angebote und Tipps zum Thema.


Müssen Regeln vereinbart werden oder reicht der „elterliche Erlass“?

Regeln sollten gemeinsam in der Familie vereinbart werden. Das Einhalten von Regeln ist für Kinder einfacher, wenn diese klar formuliert sind und auch einen deutlich erkennbaren Sinn ergeben. Eine solche klare Regel ist zum Beispiel: Es gibt keine eigenen Spielkonsolen, Computer oder Fernseher im Kinderzimmer.

Wie lange gelten Regeln? Wann können sie widerrufen werden?

Sinnvolle Regeln erkennt man daran, dass sie schon länger bestehen konnten. Solche Regeln sollten weiterentwickelt, aber nicht „widerrufen“ werden. Diese Weiterentwicklungen können Eltern gemeinsam mit ihrem Kind beschließen.

Müssen Regeln begründet werden oder nur begründbar sein?

Regeln sollten begründbar sein. Aber Eltern müssen diese nicht jederzeit begründen oder ständig diskutieren.

Sind Regeln „starr“ oder eher ein Prozess?

Kleinere Kinder möchten klare Regeln. Sie erleben aber auch, dass ältere Kinder andere Regeln haben und Regeln veränderbar sind. Das ist für sie eine wichtige Erkenntnis.

Viele Regeln? Wenig Regeln?

Ich persönlich bin für so wenig Regeln wie möglich. Denn Regeln haben einen großen Nachteil: Wenn sie da sind, müssen sie eingehalten werden. Kitas müssen Regeln suchen und aufstellen, die wirklich von allen Kita-Kindern einzuhalten sind.

Sind geltende Regeln verhandelbar?

Eine Regel ist zunächst einmal nicht verhandelbar. Wenn sie aber irgendwann nicht mehr sinnvoll ist, dann sollten Eltern oder Erzieher sie entsprechend anpassen.

Wenn wir als Eltern unseren Kindern vertrauen – wozu brauchen wir dann überhaupt noch Regeln?

Regeln können einen Rahmen bilden. Gerade jüngeren Kindern geben sie Halt und Schutz. Eine klare Regel wie „benutze eine altersgerechte Suchmaschine“ ist einfach einzuhalten. Und bietet den Kindern – genau wie den Eltern – Sicherheit bei ihren ersten Schritten im Netz.


Zur Person

Dr. Maren Risch arbeitet bei „medienundbildung.com“ und ist Autorin des Buchs „Medienkompetenz und Sprachförderung in der frühkindlichen Bildung – Konzeption und Evaluation von Fortbildungsangeboten“.

Medienerziehung in Kitas

Medienbildung ist Bestandteil der Kita-Bildungspläne. Doch viele Erzieherinnen haben Berührungsängste, weil sie sich selbst zu wenig mit den digitalen Medien auskennen. Dabei werden Weiterbildungen zu diesem Thema als Bildungsurlaub anerkannt.

  • Die Hamburger Volkshochschule gibt medienpädagogische Fortbildungskurse. Infos unter dem Stichwort -„Mepak“ auf www.vhs-hamburg.de und bei Christian Bartels, 040-20942143.
  • In Schleswig-Holstein bietet der Offene Kanal Weiterbildungen an. Mehr auf www.oksh.de/sh/machen/-projekte/-index.php unter „MedienErzieher“.
  • Gute Beispiele für leicht umsetzbare Medienpädagogik-Projekte in Kindergärten finden sich auf www.blickwechsel.org und auf www.mb21.de, der Seite des Deutschen Multimediapreises für Kinder und Jugendliche.

Links & Tipps

Kleinkinder und … Internet

Fürs Internet gilt ohne Wenn und Aber: Nicht ohne meine Eltern! Wenn Grundschulkinder dann später auch einmal selbstständig ins Netz dürfen, dann am besten mit einem eigenen Benutzerprofil, das mit starken Einschränkungen arbeitet, zum Beispiel mithilfe von (kostenloser) Jugendschutz-Software wie www.jusprog.de. Die Online-Suchmaschine der Kleinen heißt www.fragfinn.de. Dieses Portal ist einer jener „geschützten Räume im Internet“, von denen oft geredet wird. Ein tolles Portal für Kinder und Erwachsene ist www.klick-tipps.net, sehr umfassende Tipps für Eltern, Lehrer und Erzieher finden sich auch auf www.schau-hin.info, einer Seite des Bundesfamilienministeriums.

… Smartphones/Tablets

Wenn Kinder zu mobilen Endgeräten greifen, gehören diese auf Flugmodus geschaltet. Die Strahlungswerte (SAR-Werte) von Smartphones liegen oft weit über den empfohlenen Werten für Kinder. Altersangaben für Apps stammen entweder vom Hersteller oder von den Betreibern der App-Stores. Sie sind also eher als grobe Richtwerte zu betrachten. Rezensionen zu rund 120 Kinder-Apps bietet die Datenbank „Apps für Kinder“ des Deutschen Jugend-instituts auf www.dji.de. Empfehlenswerte Links zu Apps sind -außerdem www.gute-apps-fuer-kinder.de und www.handysektor.de mit Top- und Flop-Listen zu Apps. Tipps zu Kinderbuch-Apps gibt es auf www.stiftunglesen.de.

… Fernsehen

Pädagogen, Neurologen und Psychologen sind sich weitgehend einig: Fernsehen ist für Kinder unter drei Jahren nicht geeignet: zu schnell, zu viel, zu bunt, zu lang. Wenn es Bewegtbilder sein sollen, sind Clips auf YouTube, Filme von Streaming-Diensten wie Watchever oder DVDs besser, weil sie aufgeteilt und somit von den Eltern verkürzt gezeigt werden können. Und: „Kinderfernsehen“ heißt nicht, dass alles, was gesendet wird, auch gut fürs Kind ist. Auf www.flimmo.de – auch als Flimmo-App – finden sich Kurzrezensionen des Kinder-TV-Programms, mit Altersempfehlungen und Hinweisen auf gute Sendungen. Und auch jede Menge Tipps für Eltern zum sinnvollen Fernsehkonsum.


Der Artikel ist in der scout-Ausgabe 1_2014 erschienen.

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