ElternMedienLotsen

„Wie lange ist okay?“

Für Eltern, die sich Gedanken über den Medienkonsum ihrer Kinder im Kita-Alter machen, ist ein ElternMedienLotsen-Abend in der Kita genau das Richtige: Der zeigt nämlich, dass es anderen auch so geht. Dass man über solche Bedenken ins Gespräch kommen kann (und sollte). Und dass dann doch nicht alles ganz so schlimm ist, wie man selbst befürchtet hatte.

Ein Ortstermin in der Paulus-Kita im Hamburger Stadtteil Hamm.


Medienpädagogin Marlen Lutz fragt an einem Donnerstagabend Ende Januar in die Runde, die aus etwas mehr als einem Dutzend Eltern besteht: „Vielleicht erzählen Sie einmal, in welchen Räumen zuhause Sie welche Medien nutzen?“

„Das Radio, in der Küche.“ – Etwas zaghafter: „Fernseher, im Schlafzimmer.“ – „Die Toniebox im Kinderzimmer, aber die wandert.“ – „Im Bad, ein Radio.“ – „Laptop, im Arbeitszimmer.“ – „Das Tablet, die Kinder nutzen es im Auto.“ – „Wir haben seit zwei Wochen ein Tablet, ich habe es aber versteckt.“ – „Das Handy, das ist eigentlich überall.“ – „Wir haben Alexa in der Küche, es ist gruselig, die Kinder können da schon mit umgehen.“ Marlen Lutz schaut in die Runde und sagt: „Dann haben wir eigentlich alles genannt. Bis auf … Bücher!“ Da wird in der Runde gelacht.

Marlen Lutz wurde für den heutigen Abend als „ElternMedienLotsin“ gebucht, auf Initiative des Elternbeirats. Das Programm wird über Hamburgs Communitysender und Ausbildungskanal TIDE organisiert (siehe Box unten). Sie stellt die Ergebnisse des kurzen „Mediensammelns“ der Eltern den Zahlen der KIM-Studie („Kinder – Internet – Medien“) von 2018 gegenüber: „Was Sie sagen, deckt sich mit den Zahlen der Studie. Medien, insbesondere Tablets, sind in unserer Welt – und damit in der Welt der Kinder – allgegenwärtig.“ Das Tablet steht für einfache Nutzung, für Mobilität, für „kinderleicht“. Und natürlich für endlos vorhandene Kinderfilmchen auf den unterschiedlichsten Kanälen, von KiKA bis YouTube. Eltern ringen mit ihren Kindern um die Nutzungszeiten – ein Thema für fast alle, das wird schnell klar beim Elternabend.

Eine Mutter erzählt von ihren Beweggründen, trotz Kälte und schlechtem Wetter hierher zu kommen:

Ich möchte wissen, ab wann das Fernsehen okay ist und wieviel. Ich möchte hören, ob wir es als Eltern richtig oder falsch machen. Und was wir ändern sollten.

Mutter

So oder ähnlich geht es eigentlich allen Eltern. Für Marlen Lutz sind das durchaus bekannte Beweggründe: „Fast alle Eltern, die ich treffe, möchten gute Regeln für den Umgang mit den Medien im Alltag finden.“ Dabei geht es Eltern von Kita-Kindern fast immer um zwei Themen:

  • Ab welchem Alter ist „Fernsehen“ – womit hier jegliches Schauen von Filmchen auf allen Kanälen gemeint ist - okay?
  • Und wie lang dürfen die Kinder dann gucken?

Die Eltern machen sich Sorgen: „Schädigt Fernsehen das Hirn, wenn die Kinder jünger als sechs Jahre sind?“ Marlen Lutz klärt auf: „Kein Fernsehen unter drei Jahren. Im Kita-Alter sollte der Konsum von Bildschirmmedien insgesamt zwanzig bis dreißig Minuten pro Tag nicht überschreiten.“

Es tut gut, einem Medienprofi wie der Lotsin zuzuhören. Die sagt nämlich auch: „Die meisten Eltern handeln aus ihrem Bauchgefühl heraus richtig. Sie kennen ihre Kinder sehr genau.“ Ein Vater erzählt von seiner Tochter: Die muss den Fernseher selbst ausstellen, wenn ihre Serie vorbei ist. Eine Mutter sagt: „Dann würde das Gerät bei uns endlos laufen.“ Noch so eine Erkenntnis: Kinder sind sehr unterschiedlich!

Marlen Lutz möchte den Blick gerne über Alters- und Zeitfragen hinaus weiten: „Ich spreche Themen wie Alters-Kennzeichnungen an, die Privatsphäre und den Datenschutz. Eltern von Kita-Kindern denken ja meist, dass diese Themen den Nachwuchs noch längst nicht betreffen. Aber da irren sie.“

Nach anderthalb Stunden, am Ende des medienpädagogischen Elternabends, hat die Lotsin noch diverse Broschüren im Angebot, die eifrig nachgefragt werden. Einige Eltern halten noch ein kurzes Schwätzchen. Man bekommt den Eindruck: Das hat gutgetan! Die Mutter, die wissen wollte, ob sie es richtig oder falsch macht, zieht ein positives Resümee: „Es ist schön, bei diesem Thema einfach mal zuhören zu können, sich kompetent informieren zu lassen. Ich bin jetzt doch etwas entspannter. Es hat mich gewundert, dass Fernsehen so früh schon okay ist. Das ändert aber nichts daran: Ohne ist mein Leben einfacher …“

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