Interview zum Medieneinsatz im Kita-Alltag

„Ich muss wissen, was bei Paw Patrol los ist.“

Ralph Marzinzick, Fortbildungsreferent beim größten Hamburger Kitaträger „Elbkinder“, findet: Erzieher*innen können nicht einfach sagen ‚Medienerziehung interessiert mich nicht.‘

Ralph Marzinzick ist Pädagoge und Fortbildungsreferent. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit diesen Themen bei den Hamburger „Elbkindern“. Außerdem ist er Gründungsmitglied des MINT-Projekts „Versuch macht klug“.

scout: Welche Rolle spielt die Medienerziehung bei den Fortbildungsthemen der „Elbkinder“?

Ralph Marzinzick: Die „Elbkinder“ haben für 2020 zwei Unternehmensziele: „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und „Medienpädagogik in der Kita und der Ganztägigen Bildung und Betreuung an Schulen“. Für unsere Erzieher*innen gibt es ein eigenes Fortbildungsprogramm mit insgesamt 380 Angeboten. Im Bereich Medien haben wir 16 verschiedene Fortbildungen, zum Beispiel „Fernsehen ohne Strom: Kamishibai in der Kita“, „Digitale Buchwelten erkunden“, „Bilderbücher zum Sprechen bringen“. Aber auch Fortbildungen, in denen man den technischen Umgang mit PC und Tablet lernen kann. Abgerundet wird das Programm von Angeboten wie „Trickfilm mit dem Tablet“, „Zivilcourage im Netz“ oder „Neue Medien – Risiken, Sucht und Hilfen“. Für die Eltern gibt es Elternnachmittage, an denen sie ihre Erfahrung austauschen und von einem ElternMedienLotsen Informationen zu dem Thema bekommen können.

Und wie wichtig wird das Thema im Kita-Alltag genommen?

Medienerziehung ist ein Teil der Hamburger Bildungsempfehlungen. Als Querschnittsaufgabe lässt sie sich hervorragend mit den anderen Bildungsbereichen kombinieren. Wo sind Ihre Erfahrungen bislang besonders gut? Zurzeit erproben wir eine App, die die Dokumentation für die Erzieher*innen erleichtern soll. Bei der Portfolioarbeit kann zum Beispiel ein Kind die Erzieher*in bitten: „Machst Du mal ein Foto hiervon und kannst Du dazuschreiben, dass ich das mit Holz gebaut habe und damit bis zum Mond geflogen bin!?“ Fotos und Videos können auch für Elterngespräche genutzt werden.

Wie können Erzieher*innen die Medienthemen der Kinder aufgreifen?

Medien bestimmen heutzutage den Alltag der Kinder in einem sehr großen Maße. Denken Sie an die Medienhelden, über deren Abenteuer von den Kindern in den Gruppen so viel gesprochen wird! Ich bin der Meinung: Da kann ich als Erzieher*in nicht einfach sagen „Das interessiert mich nicht!“ Die Kinder interessiert es trotzdem. Ich muss wissen, was bei „Paw Patrol“ los ist oder wer „Feuerwehrmann Sam“ ist. Die Themen der Kinder können aufgegriffen werden. Daraus kann sich dann ein Projekt zur Feuerwehr entwickeln. Hier kann dann die Realität der Feuerwehrarbeit mit dem Helden aus der Serie verglichen werden.

Gibt es Erfahrungen, die Sie in all Ihren „Elbkinder“-Kitas in Hamburg gemacht haben?

Fast alle Eltern haben ein Tablet oder Handy, fast alle Kinder schauen darauf Filme, und zwar jederzeit. Der Konsum ist nicht mehr zeitgebunden und daher völlig in den Alltag der Kinder integriert, ob im Auto, im Restaurant oder zu Hause. Kinder bringen ihre Medienerfahrung mit in die Kita. Hier hat die Kita die Aufgabe, den Kindern aktive Medienkompetenz zu vermitteln.


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